So bist du auf der sicheren Seite – do´s and dont´s fürs Tourengehen!

by - Januar 27, 2021


Skitouren locken derzeit immer mehr Menschen in die Berge. Einerseits schön, wenn viele dieses Hobby für sich entdecken, andererseits auch eine Belastung für Natur und Rettungskräfte. Einfach mal ins blaue drauf los starten ist nämlich keine gute Idee!


Planung ist alles! 

Ist es deine erste Tour oder gehst du regelmäßig? Zuerst solltest du dir Gedanken machen wie lange und schwierig die Tour sein soll. Das hängt natürlich von deiner Erfahrung und deinem Können sowie von deiner Ausdauer ab! Bist du ein absoluter Anfänger, der zwar viel wandert, aber noch nie Ski an den Füßen hatte beim Aufstieg empfehle ich eine leichte, kurze Einsteigertour. Denn ein Aufstieg mit Tourenausrüstung ist deutlich kräfteraubender als eine Wanderung im Sommer! 

Es gibt viele Skitourenführer die die Touren der jeweiligen Region ausführlich beschreiben. Ich habe zum Beispiel eine Skitourenführer für die Region Pyhrn Priel in Verwendung. Aber auch im Internet wird man fündig. Eine gute Seite ist Outdooractive


Basiswissen für Anfänger

Grundlage für jede Tour ist ein gewisses Grundwissen darüber welche Ausrüstung du brauchst, welche Touren zur Auswahl stehen und ganz besonders wie die aktuelle Schneelage und Lawinensituation ist! 

Eine ausführliche Wetterrecherche macht sich auch bezahlt. Spezielle Webseiten informieren dich über Schneelagen und die Lawinensituation. (Deutschland: www.lawinenwarndienst-bayern.de, Österreich: www.lawine.at, Schweiz: www.slf.ch). Eine reine Internetrecherche ist aber zu wenig. Über Topografie, Hanglage und Hangbeschaffenheit solltest du dich auch informieren damit du die Situation vor Ort richtig einschätzen kannst. Meistens findet man bei beliebten Touren bereits eine Aufstiegs-Spur der man folgen kann, doch darauf verlassen würde ich mich nicht. Daher die Route im Vorfeld gut ansehen. Man steht schneller vor einem gefährlichen Abhang als einem lieb ist!


Die Ausrüstung machts! 

Wer Touren abseits der Pisten gehen will braucht spezielle Tourenski mit spezieller Bindung, Fellen und Tourenskischuhen. Natürlich ist das eine teure Anschaffung. Mit 1500€ sollte man mindestens rechnen, selbst wenn man ein Schnäppchen ergattert. Doch die Investition zahlt sich aus! Wer sich nicht sicher ist, kann in Sportgeschäften Ausrüstung auch ausleihen und testen. 

Es gibt unterschiedliche Kriterien und Materialien, auf die ich hier nicht im Detail eingehen möchte. Denn letztlich muss jeder für sich selbst den perfekten Ski finden. Ich selbst bevorzuge leichte Aufstiegsski mit einem leichten und eher weicheren Tourenschischuh sowie eine Pin-Bindung. Was die Felle anbelangt bin ich auf kleberlose Felle umgestiegen. 


Immer mit dabei sollten sein: 

  • Rucksack mit einem Volumen zwischen 25 und 30 Liter
  • Skihelm
  • Taschenlampe (Batterien checken!)
  • Verbandszeug
  • Steigeisen/Harscheisen
  • Lawinenschaufel/Sonde und Lawinensuchgerät (LVS) (Akku aufladen oder Batterie checken!): natürlich genügt es nicht diese Dinge mit zu haben, sie müssen auch korrekt benutzt werden! Das LVS IMMER am Körper tragen (im Rucksack ist es nutzlos, denn der könnte bei einem Lawinenabgang verloren gehen). Darauf achten dass es auch eingeschaltet ist und ausreichend Strom hat. Und natürlich solltest du wissen wie man im Ernstfall richtig nach Verschütteten sucht!
  • Verpflegung und ausreichend warme Bekleidung
  • Handy und evtl. GPS Gerät





Ankunft vor Ort

Hat man erstmal einen Parkplatz gefunden, was sich derzeit aufgrund des Massenansturms leider oft als schier unmöglich darstellt sollte man die Ausrüstung checken und auch einen LVS-Check (Senden und Empfangen überprüfen) machen. Das Prozedere mag vielleicht nerven, dauert aber nur einige Sekunden und es kann Leben retten. Danach Ski anschnallen und auf geht es! 

Vor Ort sollte man sich auch immer gleich die Beschaffenheit des Hangs und die Schneelage ansehen. So kann man sich ein Bild machen wie gefährlich die Lawinensituation ist. Wer sich da einlesen möchte dem kann ich folgendes Buch wärmstens empfehlen

Ob eine Lawine ausgelöst wird, hängt nicht nur von der Zusammensetzung und Festigkeit der Schneedecke ab. Sondern auch von Fakturen wie Wind, Exposition und Tageszeit. 

Der Aufbau der Schneedecke ist abhängig von Wettereinflüssen. Bei Schneefall wächst die Schneedecke an, Regen weicht sie auf, Wind sorgt für Triebschneeansammlungen und Sonneneinstrahlung verändert die Schneekristalle. 



Klingt jetzt erstmal sehr kompliziert. Und ja, es Bedarf auch tatsächlich einiger Erfahrung die Situation richtig einzuschätzen. Daher würde ich entweder die Tour mit einer erfahrenen Begleitung angehen oder einen Kurs machen. Denn die Chance eine Lawine zu überleben ist sehr gering. 10 bis 20% der Verschütteten sterben gar nicht durch ersticken, sondern durch mechanische Verletzungen. Man stellt sich vor der Tonnenschwere Schnee, mit Brocken, Bäumen, Geäst und Steinen überrollt einen. 


Die richtige Technik macht den Unterschied

Richtig Spaß macht es erst wenn man die Technik beherrscht. Das gilt für Bergauf aber auch für Bergab. Meine ersten Versuche waren davon gekrönt dass ich sowohl bergauf als auch abwärts mehr im Schnee lag als aufrecht zu gehen. Gerade enge Spitzkehren wollen geübt sein. Bei perfektem Schnee mag es kein Problem sein, doch wehe der Untergrund wird steiler und eisiger. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen wie ich unlängst auf einer Tour feststellen musste. Was bei meinem Vater so einfach aussieht hat mich enorme Kraftanstrengungen und viele Versuche gekostet. Ich sage nur: Steighilfe nicht vergessen!  Denn gerade Anfänger vergessen oft, dass man die Steighilfe der Hangneigung anpassen kann. Und das wirkt Wunder! 


Die Technik: 

Der Schlurfschritt: Das Bein beim gehen nicht heben sondern nach vorne schieben und über den Schnee gleiten lassen. Das Gewicht ist auf dem Standbein und das entlastete Bein wird einfach locker nach vorne geschoben. Im steilen Gelände die ganze Fußsohle gleichzeitig belasten und die Steighilfe anpassen. Die Beine sollten etwa Hüftbreit stehen ansonsten verliert man schnell den Halt wenn man sich selbst auf die Ski steigt. Auf gerader Strecke kann man den Schritt größer machen auf steileren eher kleinere Schrittlänge wählen. Achte darauf dich nicht zu weit nach vorne zu lehnen! Denn sonst verlagerst du das Gewicht auf die Skispitze und der Ski rutscht nach hinten weg. 



Wird es steil geh kleinere Serpentinen. Beim sogenannten Bogentreten wird der Kurvenradius kleiner und die Schrittlänge kürzer. Die Ski werden beim Schritt anders als sonst leicht angehoben und dann vor dem Setzen in Kurvenrichtung gedreht. 

Bei der Spitzkehre stehst du horizontal zur Spur und stützt dich mit den Stöcken ab. Dann verlagere dein Gewicht auf den Talski und hebe den Bergski an und dreh die Spitze in die neue Richtung. Nun stehst du in einer etwas prikären gegrätschten Situation. Daher den zweiten Ski ebenso anheben und nachdrehen. Dafür einfach den gedrehten Ski belasten (der hoffentlich gut und sicher steht) und den anderen anheben und drehen bis du wieder parallel stehst. Du kannst versuchen mit einem gezielten Kick am Skiende nach unten zu schwingen. Dann lässt sich der Unterschenken leichter in die neue Richtung drehen. 


Abfahrt im Powder

Ja, jeder wünscht sich frischen Pulverschnee. Die Realität sieht aber leider oft ganz anders aus. Zerfahrenes Gelände, teils vereist oder harischer Untergrund, zu tief oder sulzig. So kann die Abfahrt ganz schön anstrengend werden. Achte also schon beim Aufstieg darauf genug Kraftreserven für die Abfahrt einzuplanen. 



Skitouren gehen in der Gruppe 

Nur weil man in einer Gruppe unterwegs ist, heißt das nicht, dass alle auf demselben körperlichen Level sind und sich der Gefahren und der Rettungsmaßnahmen gleichermaßen bewusst sind. Grundsätzlich sollte man auch darauf achten (auch wenn es sich dann nicht so gut tratschen lässt) dass man gewisse Abstände einhält. zehn Meter beim Aufstieg, 30 bei der Abfahrt. Der Grund dafür ist, dass wenn eine Person eine Lawine oder ein Schneebrett auslöst nicht gleich die ganze Truppe verschüttet wird. Die Gruppengröße sollte 4 bis 6 Personen eher nicht überschreiten. 


Auch sollten alle konditionsmäßig auf einem ähnlichen Niveau sein um lange Wartezeiten in der Kälte zu vermeiden. 

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