Eisbaden – Zweifelhafter Trend oder tatsächlich gut für unsere Gesundheit? Mein Selbstversuch

by - Februar 08, 2021


Wo man hinschaut tauchen derzeit Bilder und Videos von Leuten auf die Eisbaden. Es scheint als wurde hier ein neuer Trend losgetreten. Aber macht es auch tatsächlich Sinn sich in die eiskalten Fluten zu trauen? 


Meine Eisbad-Erfahrung

Natürlich musste ich das auch gleich mal ausprobieren. An einem schönen, relativ warmen Wintertag ging es also auf einer kleinen Wanderung zum Laudachsee. Dort wo die Sonne ankommt ist kaum mehr Schnee auf der Wiese und mit dicker Daunenjacke fühlt es sich fast ein wenig frühlingshaft an. 


Weniger frühlingshaft sind allerdings die Temperaturen im See, denn dieser ist zum Teil noch von Eis bedeckt. Hmm vorsichtig teste ich mal mit der Hand. Fühlt sich gar nicht mal so kalt an. 

Also einfach mal Schuhe ausziehen und die Füsse reinhalten. Oh, schon etwas frischer. Aber nach einiger Zeit gewöhne ich mich an die Temperatur. 


Na gut, dann versuchen wir es mal. Ich zieh mich also aus und steh im Bikini vorm See. Etwas mentale Stärke braucht es schon um step by step immer weiter ins Wasser zu gehen. Das Eis schiebe ich langsam zur Seite. Wow, schon nach einigen Sekunden fühlen sich meine Füße sehr komisch an. Eine Art stechender Schmerz. Schnell wieder raus aus dem Wasser und etwas aufwärmen. 

Nächster Versuch. Stück für Stück geht es ein wenig weiter rein. Diesmal deutlich schneller, denn meine Füße sind wieder nicht begeistert. Ich benetze meinen Körper überall mit dem eiskalten Wasser. 


Soda bis zum Bauch stehe ich drin, nun untertauchen? Nein, dazu konnte ich mich diesmal nicht überwinden. Denn ab der Brust wird es richtig schlimm. Ich habe eine sehr schnelle Atmung, ja eine richtige Schnappatmung und mein ganzer Körper brennt. Ich entscheide mich also dazu lieber wieder aus dem Wasser zu gehen. Schnell gut abtrocknen und rein ins warme Wintergewand. Es dauert einige Zeit, vor allem an den Füßen bis dieses Taubheitsgefühl wieder geht. Langsam beginnt es überall zu kribbeln, so als hätte ich lauter kleine Nadelstiche am Körper. Angenehm habe ich das ehrlichgesagt nicht empfunden. Das angenehme Gefühl ist erst gekommen als ich wieder halbwegs warm war. Denn dann empfindet man sogar mehr Wärme als zuvor. Was ich aber bestätigen kann ist, dass ich noch nie so gut geschlafen habe wie an diesem Tag. Der Kreislauf wird also mit Sicherheit beansprucht.  


Was ist Eisbaden eigentlich? 

Allgemein versteht man unter Eisbaden das Baden bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt, wobei man bis zur Brust ins Wasser steigt. Man ist einem starken Temperaturreiz ausgesetzt. Dabei ziehen sich die Gefäße zusammen, um sich danach langsam wieder zu weiten damit das Blut schneller zirkulieren kann und sich der Kreislauf stabilisiert. 


Was bringt Eisbaden? Gründe die dafürsprechen

Kreislauf ist hier genau das Stichwort! Denn es heißt ja, regelmäßiges Eisbaden könne das Immunsystem stärken und so vor Infekten schützen. Das ist zwar nicht wissenschaftlich erwiesen doch sprechen einige Indizien dafür. 

Indiz eins ist die gesteigerte Durchblutung, die nach dem Bad eintritt. Nach dem eisigen Bad fühlt man sich sogar innerlich erwärmt. Bei dem Eintauchen in das eisige Bad schüttet unser Körper nämlich jede Menge Stoffe wie Adrenalin und Endorphine sowie entzündungshemmende Kortikoide aus. Das hilft dem Körper sich schneller zu regenerieren. 

Eisbaden trainiert außerdem die Blutgefäße: durch den Kältereiz ziehen sie sich zusammen und weiten sich danach wieder. Es wird kurz der Blutzufluss zu den Körperteilen Arme und Beine reduziert. Damit stellt der Körper sicher, dass lebenswichtige Organe wie das Herz, Lunge oder Gehirn weiterhin mit ausreichend Blut und Sauerstoff versorgt werden. Die Hauttemperatur fällt ab während die Körperkerntemperatur bei etwa 37 Grad C bleibt. Wird der Körper im Anschluss wieder erwärmt erweitern sich die Blutgefäße und das Blut gelangt wieder in alle Aterien und Venen. Durch dieses Weiten und Zusammenziehen werden die Blutgefäße trainiert und elastisch gehalten. 


Adrenalinkick und innere Ruhe

Beim Eintauchen in das Wasser werden Adrenalin und Endorphine freigesetzt. Diese Hormone lösen Glücksgefühle aus und können nach dem Eisbad zu einer angenehmen Ruhe führen. 


Straffe Haut

Der Wechsel und die angeregte Durchblutung sind gut für unsere Haut und sorgen für ein strafferes Erscheinungsbild und einen rosigen Taint. 


Worauf muss ich achten? 

  • Wichtig ist es nur einige Sekunden oder wenige Minuten (je nach Erfahrung) im Eisbad zu bleiben. Außerdem sollte man nur gut aufgewärmt in das Eisbad gehen. Am besten durch etwas Bewegung. Denn so reduziert sich die Gefahr einer Unterkühlung. Einsteiger sollten nur kurz eintauchen und sofort wieder heraussteigen. Je öfter man es macht, umso länger kann man sich im Eisbad aufhalten. 
  • Geh nie allein! Du solltest immer eine Begleitperson mitnehmen. Denn du kannst nicht wissen wie dein Körper reagiert. Dein Kreislauf könnte versagen, du kannst Probleme bekommen aus dem Eis wieder herauszukommen und eine Unterkühlung riskieren. Menschen die Kreislaufprobleme haben sollten generell sehr vorsichtig sein. 
  • Nie länger als 5 Minuten, am Anfang lieber nur Sekunden! Aber ungeübte werden es vermutlich ohnehin nicht sehr lange aushalten. Es fühlt sich an wie lauter kleine Nadelstiche auf der Haut. Aber das schlimmste ist die Atemnot die meistens beim ersten Kälteschock einsetzt. 
  • Nimm ausreichend warme Kleidung mit, die du sofort nach dem Bad anziehen kannst!
  • Schütze deinen Kopf und die Haare (bitte am Anfang auf keinen Fall mit dem Kopf untertauchen!) Denn über den Kopf geht sehr viel Wärme verloren. 


Auf die Atmung kommt es an!

Fange mit kalten Duschen an und trainiere dabei deine Atmung. Jeder kennt die Schnappatmung in die wir verfallen sobald wir im kalten Wasser sind. Aber sobald wir ins Eiswasser oder unter die kalte Dusche gehen ist es wichtig, währenddessen auf den Atem zu achten und nicht in Schnappatmung zu verfallen. Dazu gibt es einige gute Atemübungen. Dreißig- bis vierzigmal tief und ohne Pause ein- und ausatmen. Anschließend die Luft eine Minute lang anhalten. Zu Beginn zwei Runden lang, danach auch öfter. Das Ganze dann am besten unter der kalten Dusche trainieren. 


So wirst auch du zum „Eisbad“ Liebhaber - Alternativen zum Anfangen

Kalt duschen! Am besten ist es bei jeder Dusche noch für mindestens 30 Sekunden kalt nachduschen. Das ist am Beginn allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Der Effekt ist aber sofort spürbar. Denn nach der kalten Dusche beginnt der Körper richtig zu kribbeln und man spürt wie es warm wird.  


Mein Resümee

Ja ich habe es versucht, und nein ich habe es nicht ganz geschafft. Bis zur Brust konnte ich mich überwinden, aber dann war Schluss mit lustig. Schnappatmung und ein unglaubliches Brennen auf der Haut haben mich aus dem Wasser getrieben. Aber ich werde es wieder versuchen, doch diesmal mit entsprechendem Training. Bei jeder Dusche oder nach jedem Bad dusche ich mit eiskaltem Wasser nach. Das erfordert auch etwas Überwindung fühlt sich am Ende aber sehr angenehm auf der Haut an. Und wenn ich dabei dann die Ruhe habe starte ich den nächsten Versuch! 


Hinterlasst mir gerne in den Kommentaren eure Erfahrungen. 


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